MMA-Welt feiert emotionalen Power-Beatle Pimblett (2024)

UFC-Star der besonderen Art MMA-Welt feiert emotionalen Power-Beatle Pimblett

Von Michael Bauer, London 24.07.2022, 06:36 Uhr

Ein spektakulärer Sieg, zwei Döner in sieben Minuten und ein emotionales Statement mit starker Botschaft: MMA-Kämpfer Paddy Pimblett zeigt bei UFC London die ganze Bandbreite, die ihn zum Star macht.

Die UFC hat einen neuen großen Star. Paddy "The Baddy" Pimblett verkörpert alles, was sich der Sport wünscht: Die Fähigkeit, einen Fight mit allem, was nötig ist, anzuheizen und die sportliche Qualität, um Worten auch Taten folgen zu lassen. Dazu wirkt der 27-Jährige geerdet und nutzt die große Bühne für Themen, die gesellschaftlich oft ignoriert werden.

Im Vorfeld des Kampfes mit Jordan Leavitt bei UFC London hatte der Liverpooler Pimblett nichts ausgelassen, um seinen Gegner zu provozieren. Nachdem Leavitt seine Siege bislang regelmäßig mit dem Tanzstil "Twerking" gefeiert hatte, kündigte Pimblett im Falle eines Sieges an, den US-Amerikaner "Teebeuteln" zu wollen. Die Andeutung dieser Sexpraktik sei als Demütigung seines Kontrahenten gedacht. Beim traditionellen Face-off, der Gegenüberstellung der Kämpfer, grinste Pimblett seinem Gegner frech ins Gesicht, deutete einen Handschlag an, zog aber zurück, als Leavitt einschlagen wollte. Die Fans feierten ihren Lokalhelden für diese Kindergartenaktion, die aber zeigt, dass Pimblett genau weiß, was beim Publikum ankommt.

Leavitt plötzlich der Party-Crasher

Und auch wenn Paddy "The Baddy" bei den Presseterminen im Vorfeld der Veranstaltung prognostiziert hatte, wie das Aufeinandertreffen mit Leavitt ablaufen werde - wie so oft im MMA-Sport - so richtig durchplanen lässt sich ein Kampf nicht. So musste der Engländer vor allem in der ersten Runde sein ganzes Grappling-Können aufbieten, um Leavitts Takedown-Versuche abzuwehren. Der Amerikaner schaffte es sogar, Pimblett einmal zu Boden zu werfen. In einer ausgeglichenen ersten Runde schwang sich Leavitt plötzlich auf, um zum Party-Crasher für die tobende Menge in London zu werden.

In der zweiten Runde hatte "The Baddy" dann aber eine Lösung auf den US-Amerikaner, der immer wieder in den Clinch ging. Nach einem Kniestoß gegen Leavitts Kopf, sackte dieser zu Boden. Das Manöver ermöglichte es Pimblett, seinen Gegner zu umklammern und zu einem Aufgabegriff anzusetzen. Leavitt konnte den engen Rear-Naked-Choke nur ein paar Sekunden lang abwehren, bevor er per Abklopfen aufgab. Es folgt das angedeutete "Teebeuteln", Leavitt nimmt's mit Humor - beide Kämpfer zollen sich mit einer Umarmung Respekt.

Das Publikum feiert die Aktion und den Sieg frenetisch, die blonden Beatles-Perücken fliegen durch die Luft - Bierduschen inklusive. Auch Pimblett genießt den Moment - und wird im Interview im Oktagon anschließend emotional. Den Sieg widme er "Baby Lee", einem Vierjährigen aus Liverpool, der vor einigen Wochen den Kampf gegen den Krebs verloren hatte.

Schicksalsschlag für Pimblett

Danach erzählt er von einem weiteren Schicksalsschlag, einer seiner Freunde habe sich vor ein paar Tagen das Leben genommen. "Es gibt ein Stigma in dieser Welt, dass Männer nicht reden können. Hör zu, wenn du ein Mann bist und eine Last auf deinen Schultern trägst und du denkst, dass der einzige Weg, das Problem zu lösen, darin besteht, dich umzubringen, dann sprich mit jemandem", so Pimblett. Ein Gänsehautmoment.

Danach ertönt das Lied, welches zum Liverpooler und dieser Situation kaum besser passen könnte: "You'll never walk alone". Pimblett stimmt kurz mit ein, sackt dann weinend im Käfig zusammen. Unter Tränen verlässt der Publiku*msliebling die Arena. Standing Ovations und Beifall für Pimblett.

In der Medienrunde nach dem Kampf gibt Pimblett ein ähnliches Bild ab. Erst verdrückt er gierig zwei Döner in knapp sieben Minuten und greift anschließend das emotionale Thema nochmal auf. "Frauen reden miteinander. Da gibt es dieses Stigma nicht", sagte der 27-Jährige. "In Sekundenbruchteilen kann ein Leben ruiniert sein. Und das ist mir in dieser Woche passiert. Aber Leute wie ich, die im Rampenlicht stehen, die sollten anderen helfen. Und ich denke darüber nach, eine Charity-Aktion für Probleme mit der geistigen Gesundheit ins Leben rufe. In Großbritannien gibt es dafür keine Wohltätigkeitsfinanzierung. Keiner spricht darüber. Menschen bringen sich um und niemanden interessiert's. Das muss sich ändern."

Der Kämpfer mit dem blonden Beatles-Haarschnitt ist sich seiner Popularität bewusst und der Hype um ihn reißt nicht ab. Die britischen Fans werden wohl künftig auf Pimblett-Heimspiele verzichten müssen. Zu groß ist die Anziehungskraft und der Fansupport für den 27-Jährigen geworden. "Das wird für ein paar Jahre mein letzter Kampf in Großbritannien sein, bis wir im Anfield Stadion antreten. Danach werde ich auf Pay-per-Views kämpfen", orakelte Pimblett bereits vor dem Kampf. Die UFC verliere zu viel Geld, wenn er in den USA auf der günstigeren Bezahlplattform ESPN+ kämpfe. Für ESPN+ zahlen Kunden im Monat rund 7 Dollar, PPVs der UFC kosten in den USA knapp 75 Dollar.

Dann sollte es auch die Gagen geben. Das forderte auch Youtuber und Hobbyboxer Jake Paul nach dem Kampf auf Twitter: "Zahlt Paddy endlich seine Millionen", schrieb er. Millionengagen, davon träumt auch Pimblett. Aber ganz uneigennützig. Wenn er einmal "McGregor-Money" verdienen werde, soll kein Kind in Liverpool Hunger leiden, so Pimblett im März. Er werde mit dem Geld die Lebensmitteltafeln in seiner Heimatstadt unterstützen.

Rat und Nothilfe bei Suizid-Gefahr und Depressionen

  • Bei Suizidgefahr: Notruf 112
  • Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33

  • Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111)
  • Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
  • In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
  • Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).
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